Wotan von Widukind

Mit ihm begann meine „Reitkarriere“ im Reitinstitut von Neindorff. Ihn habe ich bekommen als ich 18 Jahre alt war und es mir grad so leisten konnte ein eigenes Pferd zu finanzieren. Er war ein Trakehner von Widukind aus einer Vollblut Mutter. Er war ein richtig heisser Ofen und selbstverständlich noch Hengst als ich ihn 2jährig bekommen habe. Ich versuchte ihn selbst einzureiten was kläglich scheiterte. Ein Auszubildender zum Pferdewirt der damals ein guter Freund des Stallbetreibers war half mir ihn einzureiten. Wotan war ein tolles Pferd. Mit ihm ritt ich mehrere Jagden mit der Hardt-Meute mit und selbstverständlich wollte ich ihn unbedingt als Dressurpferd auf Turnieren vorstellen. Leider war sein Gangwerk nur mittelmäßig, aber er konnte Häuser springen. Somit war klar, ich musste meine Karriere als Springreiterin starten. Auch das hat er mitgemacht. Die ersten Turniere kamen wir lediglich bis Sprung Nr. 5, denn entweder hatte er mich irgendwo unterwegs verloren oder am 5. Sprung war der 3. Steher. So war das damals! Ausbildung von Pferd und Reiter Fehlanzeige. Nach einem Jahr zusammenraufen haben wir es sogar geschafft eine Saison erfolgreich in Springpferdeprüfungen der Klasse A zu starten. Als da endlich Rhythmus und einigermaßen Gefühl für die Distanzen drin war hat es sogar richtig Spaß gemacht.

Dann war es so, dass der damalige Bereiter das Talent in Wotan erkannt hat. Er wollte ihn in den höhen Klassen geritten, was mich natürlich mit Stolz erfüllte, Wotan war 5jährig schon Springpferde-M platziert. Nun musste ich da irgendwie mit halten. Also über den Winter Springtraining auf Teufel komm raus, ohne sich der Konsequenzen im klaren zu sein. Wotan war diese beiden Jahre darauf mit mir in A und L und mit dem Bereiter in M unterwegs und es kam was kommen musste, er war schlussendlich nicht mehr bereit auch nur in die Nähe der Sprünge zu gehen, weil ich mit ihm und er mit mir komplett überfordert war. Ich wechselte eine Saison dann noch den Trainer musste aber erkennen, dass ihm dieser „Zahn“ definitiv gezogen wurde.

Dann besann ich mich meines Traumes, im Damensattel zu reiten und erinnerte mich an meine „Pfleger“Zeit im Reitinstitut. Kurzerhand rief ich beim Chef an und erzählte ihm von meinem Ansinnen, kaufte einen Damensattel und bin dann täglich, das Pferd in den Transporter einladend, im Februar 1989 das erste Mal mit Wotan im Reitinstitut gewesen. Nach ein paar Wochen hat Herr von Neindorff mich gebeten bei der Morgenarbeit im Damensattel teilzunehmen und ab den Sommermonaten hat dann die Karriere als „Bereiterin“ im Reitinstitut begonnen. Bereits im Herbst habe ich an den Festabenden der Klassischen Reitkunst am Langen Zügel (nicht mit Wotan) teilgenommen.

Als ich 1993 meinen Sohn bekam war bald klar, dass ich mich zwischen meinem eigenen Pferd und der weiteren Bereiter-Karriere im Reitinstitut entscheiden musste, da ich beides zeitlich nicht mehr stemmen konnte. Schweren Herzens habe ich meinen „Wotan“ an meine Cousine verkauft, um mich voll meiner Ausbildung im Reitinstitut widmen zu können. Wotan ist 1996 mit 13 Jahren an einer Kolik verstorben.